South Carolina, Walterboro / Best Western In dem langen Abschnitt sumpfiger Wildnis in South Carolina, der an der I-95 entlangführt, übernachtete der von mir angeheuerte Künstler im West Bestern of Walterboro, SC, und zwar aufgrund der guten Bewertungen im Internet. Waren sie berechtigt? Bin mir nicht sicher. Motel: Scheußlich. Es war in seiner unheimlichen, zwielichtigen Lage von überholten, Feuerwerkskörper anbietenden Läden und anderen Geschäften umgeben, die so aussahen, als würden sie regelmäßig ausgeraubt. Ein Obdachloser (eindeutig voller Crack oder ähnlicher Drogen) pöbelte jeden an, der in der Nähe der Geschäfte parkte; "Giiiiib mir zwanzig Mmmmmäuse, ey". Er wurde schon bald ironisch "Empfangskomitee von Walterboro" genannt. Das Motel machte allgemein einen heruntergewirtschafteten Eindruck, aber zumindest die Lobby schien kürzlich renoviert worden zu sein. Der lachhaft übertriebene Kronleuchter und dünne Marmorfußboden verliehen ihr etwas von dem billigen Anschein einer der Paläste von Saddam. Beim kostenlosen Frühstück vom Buffet blieben die Gäste öfters kurz am Fußboden kleben, weil eine Pfütze Sirup, die größer als die meisten Haustiere war, nicht beachtet wurde, sodass schon bald der ganze Bereich über und über mit Fußabdrücken beschmutzt war. All das spielte sich direkt vor einer regungslos vor dem Fernseher angewurzelten Angestellten ab, die aber keinerlei Notiz von den Geschehnissen nahm. Da sogar dieses unübersehbare Problem nicht gelöst wurde, brauche ich wohl nicht zu erwähnen, dass die nicht so augenfälligen Dinge (wie ausgehende Servietten oder Krümel und Kaffeetassenringe auf sämtlichen leeren Tischen) ebenfalls ignoriert wurden. Bei der "Angestellten" handelte es sich um eine mit in Ghettos üblichen Schmuck ausgestattetes "Kundenservice-Wunder", die sich nicht ein Mal von der Fernsehcouch erhob, sondern stattdessen lieber einer lauten (und gelegentlich mit obszönen Ausdrücken geschmückten) Unterhaltung mit einem Kollegen frönte. Es geht doch nichts über uniformiertes Personal, das seine Unterhaltungen vor den Gästen großzügig mit dem S-Wort garniert, um ein richtiges "erstklassiges" Wohlfühlerlebnis zu vermitteln, nicht wahr? Ich erhob mich, um mich beim Empfangschef zu beschweren, gab jedoch auf, als ich erkannte, dass es sich bei dem Schreibtischtäter um den lächelnden Gesprächspartner von unserer nichtsnutzigen Angestellten handelte. Es waren keine Gäste zu sehen, die sich zum Einchecken angestellt hatten. Es war auch nicht so, dass das Motel in der Spitzenzeit nicht über genügend Personal verfügte; das Vernachlässigen der Gäste schien eher allgemein akzeptierte Personalpolitik zu sein. Wenn sogar der Empfangschef die Situation noch fördert, indem er sich an der Unterhaltung der Faulenzerin beteiligt - ja, klar, dann fühlt man sich doch erst recht wie in einem "erstklassigen" Haus, oder etwas nicht? Dieser - nicht zu wiederholende - Aufenthalt fand auf dem Weg in Richtung Süden statt, um an der Kunstausstellung 2008 in Melbourne, Florida, teilzunehmen. Dank der dortigen Erfahrung hat sich zwischen uns ein Insider-Joke entwickelt: jedes heruntergekommene Hotel, das einem schon beim Anblick Schauer über den Rücken laufen lässt, heißt bei uns jetzt "ein Walterboro". Dieses Motel 'könnte' (vielleicht)das Richtige sein für einsame Männer, denen eine derbe Umgebung nichts ausmacht (z. B. Töpfer oder Schweißer, die sich nicht umgezogen haben), und die eine Lizenz zum Tragen versteckter Waffen besitzen. Alle "sensiblen Menschen" und Frauen sollten lieber ins nahe gelegene Savannah weiterfahren. .